Nach der Deutschen Meisterschaft im Doppelmarathon in Prezelle nun auch ein paar tolle Erfolge für unseren Verein bei den Deutschen Meisterschaften im Marathon in Wedel.
Wedel an sich ist ein nettes kleines Städtchen direkt an der Elbe, ein paar Kilometer westlich von Hamburg. Das Hotel "Senator Marina" unweit Start und Ziel ist nett und Skaterfreundlich - es gibt ein frühes Frühstück und einen Fahrstuhl falls man 15 Minuten vor dem Rennen doch noch die Rollenwahl überdenkt...
Vor dem Rennen nehmen alle zur Nationalhymne die Helme ab, auch zur Ehrung der Sieger darf die Hymne nicht fehlen.
Schon in Prezelle waren wir mit unserem Verein nur sehr dürftig vertreten, in Wedel waren wir dann leider nur noch zu dritt und so waren wir nur in der AK30 der Damen und in der AK40 der Herren vertreten, dafür aber umso erfolgreicher. Angereist am Vorabend stärkten wir uns beim örtlichen Italiener, der an diesem Abend immer fast zu einem Speedskater-Restaurant wird, mit reichlich Kohlenhydraten.
Wir waren schon Tage vorher froh, dass wir nicht so eine Hitze wie in Prezelle ertragen müssen, aber sooo kalt musste es dann doch nicht sein, oder ? Naja, immerhin sollte es trocken bleiben. Sollte... Mit diesem Gedanken gingen wir zu Bett.
Beim Frühstück gegen 7h00 regnete es dann doch. Gegen Ende des Frühstücks hörte der Regen auf, ein paar blaue Löcher zeigten sich am Himmel. Trocken wurden die Strassen jedoch nicht mehr wirklich. Die übliche Rollendiskussion begann. Die ersten Schritte auf Skates liessen auf eine schöne Rutschpartie schliessen, trotzdem blieben zu meinem Erstaunen die meisten beim Einfahren auf "Trockenrollen". Ich für meinen Teil kehrte 15 Minuten vor dem Start nochmal zum Hotel zum Schrauben zurück. Wie gesagt, gut dass das Hotel einen Fahrstuhl hat.
Pünktlich zum Damenstart war ich zurück. Die "viel Glück, bleibt gesund"-Wünsche konnte ich gerade noch übergeben. Das Damenfeld der AK30 war insgesamt eher dünn besetzt, nicht von der Qualität, aber von der Quantität. Lediglich sieben AK30 Damen wagten sich an den Start. So wurden unsere beiden Silkes zusammen mit den ebenfalls nur in spärlicher Anzahl vertretenen AK40 Damen (6 Starterinnen) ins Rennen geschickt. Das Rennen verlief recht ruhig, einige wenige Attacken genügten, um das ursprünglich 13 köpfige Feld auf 7 zu schrumpfen – 4 aus der AK30, 3 aus der AK40 – gut gelaufen : unsere beiden Ladies waren noch dabei. Das Rennen hatte zwar ein hohes Tempo blieb aber relativ ruhig und so kam es wie es kommen musste und die Entscheidung fiel erst auf der ca. 1 KM langen Zielgerade. Simone Kohls - die jüngste im Feld und gerade erst in die AK30 aufgerückt - siegte bei den AK30 Damen, Silke Röhr schaffte es auf Platz 2, die frischgebackene Deutsche Meisterin im Doppelmarathon Ulla Hingst sicherte sich Platz 3 und Silke Zimmermann musste sich mit dem sehr guten aber doch undankbaren 4. Platz zufrieden geben. Alle 4 kamen innerhalb von 0,64 Sekunden ins Ziel. Wie schon in Prezelle gilt der Satz „knapper geht’s kaum".
von links nach rechts : Silke Röhr, Simone Kohls, Ulla Hingst
Das AK40 Herrenfeld war – wie immer – die größte Startergruppe. 45 waren gemeldet, 37 waren am Ende in der Wertung. Trotz der noch leicht feuchten, rutschigen Straßen ging es recht flott los, ich war froh über meine Last-Minute Wahl der „Mischbereifung" (vorn und hinten je eine MPC Storm, in der Mitte zwei AM Wing). Die drei Favoriten Jörg Wecke, Dirk Hupe und Christian Kraus bestimmten von Anfang an das Geschehen. Eine Attacke jagte die nächste, um das Feld so schnell wie möglich klein zu bekommen, anders als in Prezelle hatten sie ja dieses mal "nur" 42 KM Zeit. Unterstützt wurden die drei von einigen nicht wirklich ernst zu nehmenden Ausreißversuchen anderer Fahrer. Im Laufe des Rennens mussten diesen häufigen Tempoverschärfungen immer mehr Fahrer Tribut zollen, sodass bei KM 38 nur noch 13 Fahrer in der Spitzengruppe beisammen waren. Zu dieser Zeit liess das Tempo abrupt nach. Während wir sonst immer zwischen 30 und 35 km/h - während der Antritte auch 40 bis 45 km/h - fuhren, zeigt die GPS Aufzeichnung für die Kilometer 38 bis 40 Geschwindigkeiten von gerade über 25 km/h an - die Ruhe vor dem Sturm. Und der Sturm kam...mit einer extremen Tempoverschärfung etwa 2 KM vor dem Ziel. Von einem Zielsprint kann man kaum reden, es wurde einfach immer immer schneller. In der letzten Kurve – etwa 1 KM vor Schluss war ich aufgrund des hohen Tempos nur im hinteren Teil der 13er Gruppe platziert, konnte mich aber bis zum Ziel wieder nach vorne kämpfen. Mit Platz 6 erzielte ich mein bisher bestes Ergebnis bei einer DM. Die Podiumsplätze wurden wie erwartet verteilt. Jörg Wecke der hier nun drei mal hintereinander gewonnen hat – so wie er auch Prezelle drei mal hintereinander gewinnnen konnte – scheint aktuell unschlagbar. Dirk Hupe (3. in Prezelle) wurde Zweiter, Christian Kraus (2. in Prezelle) wurde Dritter. Am Ende war ich 0,5 Sekunden von einer Medaille und 1,6 Sekunden vom deutschen Meistertitel entfernt. Scheinbar winzige Zeitabstände und doch liegen gefühlt Welten zwischen Wecke, Hupe, Kraus und meinem Leistungsvermögen. So souverän wie diese Jungs ein Rennen bestreiten müssen wir wohl noch viel üben. In einem solchen Rennen dran bleiben können ist das eine, eine Siegchance zu haben aber etwas völlig anderes.
Alle deutschen Meister 2010 im Marathon findet ihr nachfolgend :
Damen :
Aktive Katja Ulbrich, Experts Race Team
Juniorinnen A Lucie Hägele, TSuGV Großbettlingen
AK 30 Simone Kohls, Gettdorfer TV
AK 40 Ute Enger, Großenhainer Rollsportverein
AK 50 Beatrix Breuer, LGO Euskirchen/Erftstadt
Herren :
Aktive Albrecht Döring SCC XSpeed Team Berlin
Junioren A Nils Fischer, Blau-Weiss Gera
AK 30 Frank Bussmann, BSG Justitia
AK 40 Jörg Wecke, Tri-Sport-Lübeck
AK 50 Diemo Gorschboth, Blau-Weiss Gera
AK 60 Albrecht Bauer, SFC Rheinstetten
die Deutschen Meister im Marathon 2010
Und die kompletten Ergebnisse findet ihr hier
Trotz aller Erfolge bleibt ein sorgenvoller Blick in die Zukunft unseres Sports. Nachdem in Prezelle vor 14 Tagen das höchstwahrscheinliche Aus für diese Meisterschaft verkündet wurde haben sich nun auch die Veranstalter in Wedel nach der Siegerehrung mit einem Appell an die anwesenden Skater gewandt. Auch in Wedel könnten in Kürze die Lichter ausgehen. Die Stadt sieht die Anzahl der Teilnehmer und der Zuschauer "in keinem gesunden Verhältnis zum Aufwand für die Sperrung" der genutzten Straßen und Plätze. In der Tat waren für die DM in Wedel nur 152 Männer und 40 Damen gemeldet. Zusätzlich gingen noch 105 Fitness-Starter in einem Marathon (61) und einem Halbmarathon (45) an den Start. Sicher langfristig zu wenig, um in unserem Sport erfolgreich Deutsche Meisterschaften auszurichten.
Ein Rückblick auf Prezelle zeigt ähnlich alarmierende Zahlen : für die DM waren 112 Männer und 29 Damen gemeldet. Zusätzlich 161 Starter verteilt auf 3 Fitnessrennen (84,39 KM / 42,195 KM / 19,5 KM). Hierfür sperren die Helfer dort 4 Gemeinden samt ihrer Bundesstraßen…
Nun, was können wir tun, um unseren Sport am Leben zu halten ? Besuchen wir diese – und andere – Rennen. Für uns als im Verein engagierte aktive Speedskater sollte es fast ein Muss sein, die von den Veranstaltern in mühevoller, oft ehrenamtlich geleisteter Arbeit auf die Beine gestellten Rennen mit Leben zu füllen.
Und eine Teilnahme muss nicht immer aufs Podium führen. Wie oft hören wir „ich kann dort eh nichts gewinnen, warum soll ich da hin fahren ?" Wo ist der olympische Gedanke ? "Dabei sein ist alles." Gemeinsam Spaß haben, gemeinsam miteinander kämpfen, miteinander leiden, miteinander feiern. Erfolg haben und gewinnen sind verschiedene Paar Schuhe. Die einen sind enttäuscht wenn sie nicht gewinnen, die anderen freuen sich über einen 6. Platz. Ja, diese Platzierung freut mich tatsächlich sehr und so sollte jeder für sich seinen Grund finden, sich über sein Rennen zu freuen, auf sein persönliches Ergebnis stolz zu sein. Das kann auch ein Platz 30, 50 oder 500 sein – oder einfach, es „gewagt" zu haben, an einem Rennen teilgenommen zu haben und es beendet zu haben.
Der Endspurt der Saison 2010 beginnt spätestens im September und ich wünsche mir für unseren Sport und für unseren Verein, dass wir dort wieder sehr zahlreich auftreten und gemeinsam viel Spaß haben :
05.09. Langenfeld WSC
12.09. Bielefeld WSC
25.09. Berlin Marathon
03.10. Köln Marathon WSC
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Kommentare
Ansonsten hat Andreas mit seinem Appell sicher Recht und wir sollten vor der nächsten Saison mal alle gemeinsam überlegen, was wir diesem Trend entgegensetzen können und vor allem wie wir das bewerkstelligen können. Man darf halt nicht vergessen, nicht alle haben ihren Focus ausschliesslich auf Skaten und es bedarf schon eines großen Enthusiasmus so viel Zeit und Geld für diesen Sport zu opfern...von den Bedürfnissen eventuell vorhandener Familie und Partnern mal ganz abgesehen.
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