Okt
Berlin Inlinemarathon 2013
So, mal kurz fünf Euro ins Phrasenschwein geworfen aber das muss sein: Berlin ist immer eine Reise wert ;-) damit könnte ich natürlich auch schon den Bericht beenden, denn das stimmt einfach. Aber ggf. überzeugt das allein ja nicht jeden also hole ich doch mal etwas länger aus.
der Himmel über Berlin
Bekanntlich führen auch ziemlich viele Wege nach Rom, mindestens genauso viele aber nach Berlin. So gesehen gestaltete sich auch die Anreise der Düsseldorfer Speedies ziemlich kunterbunt, von Auto über Zug bis zu diversen Airlines war alles vertreten. Vorab möchte ich allen, die noch nie in Berlin gestartet sind aber ans Herz legen: fahrt da nicht nur für das Inlinerennen hin. Die Stadt an sich ist schon sensationell, es gibt so viel zu sehen und zu erleben, ein verlängertes Wochenende ist da aus meiner Sicht schon fast ein Muss, im Nachhinein ärgere ich mich jedes Mal ein bisschen, dass ich nicht ne Woche Zeit hatte.
Persönlich hatte ich mich relativ kurzfristig entschieden nach 2 Jahren gesundheitlicher Zwangspause wieder mitzumachen, allerdings nicht, um das Rennen für mich zu fahren.
Seit Jahren schon unterstütze ich aktiv die Experts in Speed Guide Aktion in Berlin und helfe dabei in organisierten Gruppen, angestrebte Wunschzielzeiten zu erreichen. In meiner aktiven Zeit habe ich auch schon einmal eine 1:20er Gruppe geguided, jetzt sollte es die 1:50er sein ;-) Als Transportmittel hatte ich mir den Flieger ausgeguckt, wollte relativ früh Freitag in der Hauptstadt sein und Sonntag erst spät zurückkommen. Mit der „Lusthansa“ hat das auch wunderbar und pünktlich funktioniert, die Mehdorn „AirBärlin“ erwies sich da nicht als nicht so zuverlässig, Niko kann da ein Liedchen von singen…ich hoffe aber er hat sein Gepäck mittlerweile wieder ;-) Nachdem ich um 07:40 Uhr dann in Tegel aufgeschlagen war, ging es mit dem TXL Bus zügig in 20 Minuten zum Hotel Tiergarten. Das liegt direkt an der Marathonstrecke bei Km 5 am kleinen Tiergarten. Wir fahren da schon seit Jahren hin, ist nett familiär geführt und per ÖPNV gut angebunden, dieses Jahr waren wir mit Silke, Andreas, Britta, Jürgen, Mirko, Claus und mir dort vertreten. Konnte auch direkt einchecken und danach erst einmal Sightseeing in der großen Stadt. Es ist für mich jedes Mal wieder absolut beeindruckend, sowohl Altes als auch Neues zu entdecken und wer wie gesagt länger da ist, der sollte sich auf keinen Fall die große Spreerundfahrt per Boot entgehen lassen, wieder ganz andere Ansichten, bei schönem Wetter einfach herrlich. Apropos Wetter…Britta war schon Donnerstag angereist und hatte netterweise noch über die Laberleiste vor den Temperaturen gewarnt, es war zwar sonnig aber richtig kalt, nachts ging das Thermometer auf 4 Grad zurück. So gesehen war ich froh nicht das Sommerjäckchen, sondern die Softshell eingepackt zu haben und zog damit gut gewärmt durch die Stadt und nach Mittag dann zur Marathonmesse auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tempelhof. Marathonmesse…für mich immer wieder etwas Besonderes.
nö, nö, is gar nicht voll bei der Startnummernausgabe
3x125...obwohl Felix Rijhnen es mir auf der Messe ankündigte,
im Rennen haben die Powerslide Jungs dann doch gekniffen
deckt sich günstig mit Material ein, philosophiert über das anstehende Rennen, die eigene Form, das Wetter, und und und…zack ist es 18/19 Uhr und ich hatte ja noch einen Termin…hatte nämlich Geburtstag und mich daher mit ein paar Freunden von der Rollnacht Besenwagen Crew bei einem Italiener in Kreuzberg zum Essen verabredet. Also zurück ins Hotel, kurz frisch gemacht und mit Claus weitergezogen…Berlin ist auch groß und alle Wege sind -trotz tollem U-Bahn Netz- lang. Also immer eine halbe Stunde Transfer einplanen ;-) nach leckerem, feuchtfröhlichem Abend kurz zum Schlafen zurück ins Hotel denn Samstag hatte ich ja Dienst…die Marathon Guide Geschichte liegt mir persönlich sehr am Herzen. Von Sebastian Baumgartner ins Leben gerufen ist dies immer mehr gewachsen und dieses Jahr waren wir mit rund 30 Guides und 170 Teilnehmern vertreten. Sinn ist es dabei im Gewusel des weltgrößten Inlinemarathons den Teilnehmern von Anfang an eine Gruppe zu bieten, die eine bestimmte Zielzeit erreichen möchte. Gerade Marathoneinsteiger sind halt oft unsicher wie sie das Rennen angehen sollen aber auch alte Hasen klagen darüber, nie die richtige Gruppe zu finden, bzw. sie macht das Gruppenhopping während des Rennens wahnsinnig. Natürlich ist nicht gesagt, dass das auch 100% klappt. Dazu gibt es zu viele Unwägbarkeiten in einem Rennen und schlecht ist es auch, wenn sich die Leute einfach überschätzen. Das passiert aber meistens nur in den schnellen Gruppen zwischen 1:20 und 1:30…hier muss halt von Anfang an richtig zügig gefahren werden und da einen der Guide nicht ans Händchen nimmt, muss man da schon einiges draufhaben. Weiter hinten ist es naturgemäß entspannter, hier sind die Teilnehmer meist nicht gewohnt als Gruppe zu fahren und hier kommt den Guides die Aufgabe zu, das Tempo vorzugeben und die Gruppe zusammenzuhalten.
Damit das alles klappt trifft man sich am Morgen des Rennens, die Gruppen werden eingeteilt und man trainiert rund 30-45 Minuten zusammen, um zu schauen, passt das einigermaßen oder sollte doch der ein oder die andere die Gruppe wechseln. Das klappte dann am Samstagmorgen auch leidlich, schwierig war es auf die Einskatestrecke zu kommen, da aufgrund der erhöhten Sicherheitsvorkehrungen uns erst einmal der Zutritt verweigert wurde, erst mit Startnummer, Zugangsbändchen und Schreiben der Orgaleitung gelang das schliesslich. Ich hatte eine sehr nette 12 köpfige Gruppe die aus ganz Deutschland und der Schweiz kam und die ich zusammen mit zwei weiteren Guides betreute. Claudia kenne ich schon seit über 10 Jahren, seit ich das erste Mal auf Sardinien zum Experts in Speed Trainingslager war und Udo war im letzten November mit mir auf Zypern. Nach dem Einskaten noch kurz was gegessen, durch den Berliner Hauptbahnhof gebummelt, einen herrenlosen Koffer hinter der Polizeiabsperrung bewundert, schnell den Bahnhof verlassen ;-) und um 15 Uhr traf ich mich mit meinen „Schäfchen“ im Startblock. Bis man da steht muss man allerdings auch einiges an Zeit einplanen…wie gesagt die neuen, verschärften Zugangsbestimmungen, der enge Weg in den Startblock, all das kann ganz schön Zeit kosten.
Dann ging es endlich mit Hells Bells auf die 42,195 Kilometer. Anfangs führte ich unseren Zug durch das Startgewusel und bemühte mich die angepeilte Durchschnittsgeschwindigkeit einzuhalten. Schnell zeigte sich, die Gruppe passte, bis auf eine Teilnehmerin kamen alle problemlos mit und sie ließ sich dann um eine Gruppe zurückfallen, was auch klappte. Auf der kleinen Abfahrt Richtung Friedrichstadtpalast gab es dann einen harmlosen Sturz am Ende der Gruppe, danach wurde es allerdings eng und unübersichtlich auf der Strecke und wir vermischten uns mit einer weiteren Guidegruppe. Udo machte dann ab ca. Km 10 die Pace, wir sortierten uns wieder und lagen schon absolut gut in der Zeit. Dann aber eine Schrecksekunde bei Km 15. Ein größeres Loch auf der Straße war dort durch einen rot/weißen, 1m hohen Markierungskegel gesichert aber dieser war in der Skatermenge leider nicht gut zu sehen. Unmittelbar vor unserer Gruppe stob plötzlich die Menge auseinander, es war keine Zeit mehr zu warnen oder die Richtung zu ändern, ich kam noch auf einem Bein vorbei, die hinter mir skatende Teilnehmerin hatte weniger Glück. Sie stürzte schwer aufs Steißbein und blieb liegen. Claudia rief von hinten, dass sie bei ihr bleibt und wir weiterfahren sollten. Ich war mächtig sauer in dem Moment, die Gruppe funktionierte so gut und der Kegel war an dieser Stelle definitiv nicht zur Absicherung geeignet. Wie ich hinterher erfahren habe war aber zum Glück nichts gebrochen und sie konnte das Rennen auch noch unter 2 Stunden beenden. Nach so einem Sturz herrscht natürlich erst einmal ein wenig Schockstarre in der Gruppe aber da kamen wir schnell wieder heraus, Udo machte vorne Tempo und ich kümmerte mich in der Mitte um die Stimmung ;-) von da an lief es super und ohne Probleme weiter.
meine Guide Gruppe ;-) - Foto: www.dewald-pictures.de
Ein Highlight war übrigens noch die Frage einer Teilnehmerin „haben wir jetzt so ca. 12 Km hinter uns?“…zum Zeitpunkt als wir gerade die Halbmarathon Zeitmessmatte überrollten ;-) Die 2. Marathonhälfte lief dann auch wie geschmiert und wir kamen letztendlich in 1:40 ins Ziel, alle waren super glücklich mit ihrer Zeit und ich war es auch J Allerdings war ich ja nicht der einzige Düsseldorfer Speedie und ich versuche mal eben die Rennen der anderen sofern mir bekannt wiederzugeben: Silke Z. startete aus dem A Block der Speed-Damen. Bis Km 7 kam sie gut mit, dann musste sie am Anstieg zum Bundeskanzleramt allerdings die Meute ziehen lassen und ein zermürbendes Einzelzeitfahren begann, da sie als A-Block Starterin ja auch nicht in die nachfolgenden B-Block Männerzüge einsteigen darf (Ausnahmen bestätigen hier übrigens unrühmlich die Regel). Dadurch hatte sie allerdings Zeit sich zwischendurch die Schuhe noch mal neu zu schnüren und kam in 1:26 Std. als 44. ins Ziel. Nicht viel besser erging es Andreas L., ebenfalls aus A gestartet. Nach sehr schnellem Beginn war auch nach Km 6 der Akku alle, auch er musste einige Kilometer alleine fahren, konnte sich dann aber in die nachfolgende Gruppe einordnen (1:13 Std./ 138.). Berlin Newbie Niko zeigte sich völlig unbeeindruckt von dem ganzen Gewühl um ihn herum, händchenhaltend fegte er in 1:14 durch die Berliner Kurven, war anschließend ein bisschen enttäuscht die 1:13 verfehlt zu haben, insbesondere, da er im Ziel gar nicht richtig kaputt war.
händchenhaltend macht es doch noch mal so viel Spaß - Foto: www.dewald-pictures.de
Tipp vom Trainer: das nächste Mal einfach im Wind fahren *duckundwech* ;-) ganz, ganz großen Respekt für die Leistung von Reiner Schubert, seine 1:14 hatte ich nicht unbedingt vorher erwartet, tolle Sache! Will jetzt nicht alle hier aufzählen aber auch noch top die Zeit von Mirko in 1:20:00, Punktlandung nennt man das wohl. Auch die Teilnehmer am Guideprojekt aus unseren Reihen sind prima ins Ziel gekommen. Die 1:25 von Renate (die 50 Meter vor dem Ziel noch über eine sich vor ihr langmachende Gruppe purzelte) finde ich dabei mindestens so beachtenswert wie die 1:36 von unserem letzten Neuzugang Rainer Frank. Nicht unerwähnt lassen möchte ich noch, dass Britta , Andreas H. und Claus den Rollnacht Besenwagen unterstützt haben und sich dabei 2:45 auf Berlins Straßen ausgetobt haben und so definitiv als letzte ins Ziel kamen ;-)
Als erster ins Ziel kam übrigens Bart Swings, der Belgier brauchte nur 59:28 Minuten, hat damit einen neuen Streckenrekord aufgestellt, war als erster unter einer Stunde unterwegs und wahrscheinlich nur, weil er keine Uhr anhatte. Als er sich vom Feld abgesetzt hatte fuhr erst immer der Wagen mit der Zeit vor ihm, auf einmal war der aber weg und da er auch nicht so richtig wusste wie weit die Verfolger hinter ihm sind, hat er einfach mal richtig Gas gegeben. Merke: nicht immer sind High-Tech Uhren nützlich ;-) Bei den Frauen hat eine Holländerin dem Rest in 1:09:58 Std. mal gezeigt was eine Harke ist, Manon Kamminga fuhr dem Feld dabei locker über 4 Minuten weg, das zeigt einerseits, dass die Frauen es wirklich draufhaben aber so wirklich anstrengen wollte sich im restlichen Feld dann wohl keine, da dachte frau wohl schon mehr an die abendliche Party ;-)
Nach so einem Rennen gibt es natürlich viel zu erzählen, mit Silke, Andreas u Niko waren wir abends dann nett am Prenzlauer Berg bei einem Vietnamesen essen bevor es zur After Race Party ins Kosmos auf die Karl-Marx-Allee ging. Gute Location dafür wie ich fand, die Musik war zwar nicht ganz so dolle, der Ton auch nicht und bei der Siegerehrung konnte man nicht so wirklich was verstehen aber dafür war sie wenigstens kurz und bündig ;-) Um halb drei hatte ich dann genug gezappelt und ein bisschen Schlaf musste ja auch sein, schließlich sollten am nächsten Tag ja die Läufer noch angefeuert werden.
Das ist dann immer sehr nett am Sonntag, man wird vom über der Strecke kreisenden Hubschrauber geweckt, geht zum Frühstück und dann kommen die Kenianer auch schon angerannt, die man vom Fenster im Frühstücksraum aus bewundern kann. Nach dem ersten Kaffee runter an die Strecke und da tobt dann auch schon die Masse. Beeindruckendes Bild, es wird nie langweilig beim Gucken, immer neue Gesichter, Outfits, Laufstile, einfach toll. Wieder rauf zum Frühstück Teil 2, noch ein bisschen gequatscht, dann gepackt, am Fernsehen den Zieleinlauf geguckt, Koffer im Hotel abgestellt und raus zum Ziel am Brandenburger Tor. Super Wetter, schön in der Sonne gestanden und die sensationelle Stimmung auf der Tribüne genossen. Muss man erlebt haben, ist mit Worten allein einfach nicht zu beschreiben. Anschließend bin ich dann noch durch die Stadt gebummelt, hab noch nen Besuch in Pankow gemacht und bin abends wieder entspannt zurückgeflogen…ein super Wochenende, da hat mal alles gepasst und 2014 wär Berlin doch bestimmt wieder eine Reise wert! ;-)
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